„Endlich“ werden nun viele freudig aufschreien, das Deutsche Institut für Normung e.V. hat nun eine Norm für Social Media veröffentlicht. Und Thomas Gigold sagt es auf medienrauschen.de ganz richtig: „Ohne seine DIN kann das deutsche Unternehmertum nicht richtig arbeiten.„
Die Norm will natürlich nicht die Medien an sich regeln, sondern die Maßnahmen „für die Einführung und das Management von Web 2.0 und Sozialen Medien in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)“ Aber selbst das löst bei mir gemischte Gefühle aus.
Ich verstehe natürlich dass viele Unternehmen händeringend nach Hilfe im Umgang mit dem Internet und der digitalen Kommunikation suchen, und das DIN hier eben diese Hilfe bieten will. Jedoch löst diese Norm sicher nicht die Probleme, an denen die Online-Auftritte der Unternehmen bisher schon litten.
- Mangelnde Kompetenz im Bezug auf das Medium Internet: durchaus nicht negativ gemeint – Ein Schreiner muss kein Internetprofi sein sondern gute Möbel bauen
- Mangelndes Interesse: Das altbekannte Generationenproblem, dass das Internet oder die sozialen Medien von der Generation 40+ nur als Spielerei angesehen werden.
- Mangelnde Zeit: In den seltensten Fällen drehen die Arbeiter Däumchen, sondern gehen ihrer Profession nach. Und kaum ein Arbeitgeber wird einen seiner Angestellten von der eigentlichen Arbeit abziehen und ihn die neue DIN-Norm Umsetzen lassen.
Unternehmen wird mit dieser Norm also Vorgegaukelt, Man könne damit ohne jegliches Vorwissen und ohne großen Mehraufwand, da man es ja einfach selbst macht, in die Gegenwart (ja nicht die Zukunft!) „starten“. Meiner Meinung nach ist das nicht richtig, zum einen da falsche Hoffnungen geweckt werden die aufgrund der oben genannten Probleme schnell enttäuscht werden. Zum anderen gibt es auch auf diesem Gebiet Experten die man fragen bzw. engagieren kann. Es repariert doch auch niemand sein Auto selbst, nur weil es Normen gibt, wie der Zustand sein muss, nein man geht zum Experten und lässt ihn das tun was er am besten kann.
Ausserdem hat eine Norm für mich gleich diesen Beigeschmack der Standard-Lösung. Aber hier gibt es keine Standardlösung, da jedes Unternehmen einzigartig ist in seinen Strukturen und Herausforderungen etc. – Es gibt kein Schema-F in der digitalen Kommunikation!
Womit wir beim nächsten Punkt wären: der Sprache die benutzt wird: „Web2.0 und Social Media“ – Der Begriff Web2.0 war irgendwann mal so ein Hype-Wort das jeder kannte, heute benutzen es die für die das Internet noch Zukunft ist und nicht Gegenwart. Und auch von Social Media distanzieren sich diejenigen die genau in diesem Bereich arbeiten immer mehr. Ich auch! Für mich ist es einfach „online-Kommunikation“ oder „digitale Kommunikation“. Diese Norm ist also, an diesem Kriterium gemessen, ein Machwerk von Internet-Ausdruckern die mit der Materie nicht viel zu tun haben.
Und jetzt bin Ich mal auf eure Kommentare gespannt.
P.S.: die komplette Norm gibt es bei beuth.de für knapp 50,- falls sie tatsächlich jemand von euch kauft möge er oder sie sich bitte mal melden 🙂