Warum Influencer-Marketing tot ist

Ich beschäftige mich schon lange mit dem Thema Influencer-Marketing, sowohl aus Blogger/Influencer-Sicht als auch aus Sicht des Marketings. In den letzten Wochen habe ich ganz konkret geplant eine Influencer-Kampagne zur Einführung eines neuen Produktes zu fahren und musste dabei in die Abgründe des modernen Influencer-Marketings blicken.

Jeder will Influencer sein

my name is InfluencerWill man Influencer-Marketing machen stellt man schnell fest, dass der Aufwand für die Recherche geeigneter Blogger (Instagramer etc..) zu hoch ist um ihn selbst wirtschaftlich sinnvoll zu stemmen. Also findet man Plattformen wie buzzbird, reachhero oder trusted-blogs, auf denen man seine Kampagne einstellt und die Blogger sich auf diese bewerben können. Das scheint einfach und richtig, da man davon ausgeht, dass sich nur diejenigen auf eine Kampagne melden, die größere thematische Überschneidungen haben  (Reichweite mal ganz außen vorgelassen). Aber weit gefehlt. Von den über 40 Bewerbungen war genau ein Blog so, dass man sagen könnte man arbeitet mit ihm zusammen und dieser war ein (mehr oder weniger) professionelles Online-Magazin. Der Rest war, das kann man nicht anders ausdrücken, Müll. Ein paar wenige betreiben immerhin qualitativ gute Seiten, passten aber inhaltlich einfach gar nicht. Der Großteil aber war wirklich Schrott, in jeder Hinsicht. Menschen die denken, dass heutzutage doch jeder Influencer werden kann, das sagen die Medien und das sagen diese Plattformen, die ihr Geld damit verdienen. Man setzt einen Instagram-Account auf, stellt ein paar mehr oder weniger gute Fotos im Stil der „großen“ ein, kauft vielleicht noch ein paar Follower und zack – schon ist man Influencer. Natürlich mit fürstlicher Bezahlung.

Influencer ist kein Beruf!

Es ist auch kein Nebenjob! Influencer sein ist eine nette Beigabe die man dann erhält, wenn man sich Expertise und Glaubwürdigkeit erarbeitet hat. Natürlich gehört auch eine gewisse Reichweite dazu, sowie das Glück, dass die Unternehmen auf einen aufmerksam werden. Man sagt nicht „Ich bin jetzt Influencer“ – Man ist Blogger, Vlogger, Podcaster, Videoproduzent, Hobbykoch, oder (Foto-) Künstler. Auf jeden Fall ist man Experte auf seinem Gebiet, sei es professionell oder in der Freizeit.

Blogger-Relations statt Influencer-Marketing

Bevor der Begriff Influencer-Marketing das Lieblingswort der Marketing-Manager wurde, gab es Blogger-Relations. Das war mit Mühe verbunden, aber auch mit viel gegenseitiger Wertschätzung. Natürlich gab es auch da schon manche, die es falsch angegangen sind, aber es war ehrlicher. Blogger wurden persönlich angeschrieben, eingeladen, haben Produktproben erhalten und haben darüber geschrieben. Die allermeisten haben dies auch gekennzeichnet. Für die Blogger war dies ein Zeichen der Wertschätzung und dafür, dass sie es doch zu einer gewissen Reichweite und Reputation gebracht haben und sie freuten sich darüber.

Influencer-Marketing vs. Blogger Relations by Lenovo
Ich 2016 als Influencer, eingeladen von Lenovo zum MWC in Barcelona.

Gleichzeitig stieg ihre Reputation dadurch noch weiter. Die Firmen freuten sich über ehrliche Meinungen zu ihrem Produkt und natürlich über die Reichweite durch den Blogger. So hatte jeder etwas davon. Und auch so macht das ganze meiner Meinung nach auch Sinn. Die größte Wirkung haben eben diese „Influencer“ die eine hohe Glaubwürdigkeit haben da Sie ihre Themen ernsthaft behandeln. Nicht die inzwischen zu reinen Werbeplattformen verkommenen Instagram-Profile die nichts anderes sind als die kostenlosen Werbe- „Zeitungen“ des Internets. Vielleicht gibt es die Menschen, die ihnen glauben noch – aber auch die werden es bald durschauen, dass es nichts Anderes ist als eine Dauerwerbesendung die man sich freiwillig anschaut. Mit Authentizität, Glaubwürdigkeit, Expertise und Reputation hat das alles nichts mehr zu tun, weswegen ich mir auch sicher bin, dass diese Blase schon sehr bald platzen wird.

Und vielleicht kommen wir dann wieder dahin zurück, dass Menschen einfach so aus Spaß an der Freude über Dinge im Internet schreiben und sie teilen, ganz ohne finanzielle Absichten. Und vielleicht verschwindet dann auch der Berufswunsch Influencer auch wieder aus den Klassenzimmern.

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